Lage, Geschichte und Entwicklung Rickerts bis 1900

Rickert liegt ca. 2 km nördlich von Rendsburg. Nachbarorte sind Büdelsdorf, Alt-Duvenstedt und Borgstedt. Die Gemeinde verfügt noch über 2 Enklaven, die größere ist Ahrenstedt an der alten E 3 und kleinere Rickert Kamp, westlich von Rickert in der Büdelsdorfer Gemarkung.

Rickert wird 1470 erstmals urkundlich erwähnt. Damals hieß es Uppe Rickelinge, 1542 Ryckert, 1600 Rickerde und Riquart, 1650 Rickels, 1680 dann Rickert. Sie ist als deutsche Siedlung auf dem Gebiet des Fraezlaet (mittlerer Teil zwischen Eckernförde, dem Dannewerk und der Eider) gegründet worden. Die Vermutung, daß Rickert von Ricklingen aus besiedelt wurde und so seinen Namen erhielt, dürfte nicht zu halten sein. Wahrscheinlicher ist, daß der Name aus dem Niederdeutschen Riek = Holzstange abgeleitet wurde.

1542 hatte Rickert 2 Vollhufen (Carsten Holling und Peter Schroeder) sowie 1 Kate. Schon 100 Jahre später gab es keine Vollhufen mehr im Dorf. Das Land teilten sich 7 Halbhufner und 2 Kätner. Anfang des 19. Jahrhunderts waren es noch 7 Halbhufner und 2 Viertelhufner. Die Rickerter Gemarkung ging früher bis zur jetzigen Neuen Dorfstraße in Büdelsdorf. Die schwache Besiedlung Rickerts und die Verdrängung der Büdelsdorfer Bauern vom Eiderufer, durch den Bau der Festungsanlagen sowie die damit verbundene Gründung Neu Büdelsdorf (das Gebiet der heutigen Neuen Dorfstraße), schob die Südgrenze Rickerts immer weiter nach Norden. Schuldige an diesem Landraub waren die Hütejungen, die die Grenzsteine immer weiter nach Norden rollten. Nach Erzählungen der Alten waren die Rickerter über diesen Landraub sehr erbost und zogen 1779 eine Scheidegrenze gegen Büdelsdorf. Als markanten Grenzstein setzten die Rickerter einen großen Findling an der Grenzecke Büdelsdorf/Rendsburg/Rickert. Dieser Stein war so groß, daß 16 Pferde erforderlich waren, um ihn zu seinem Standort zu befördern. Danach war der Grenzstreit mit den Nachbargemeinden beendet. Sichtbarstes Zeichen über die südliche Ausbreitung Rickerts sind die heutigen beiden Enklaven Kamp. Der Grenzstein befindet sich noch heute an seinem Ort.

Der Bau des Kronwerks hat aber noch mehr Opfer von den Rickertern gefordert. Der bis dahin vorhandene Wald Grotenhorst wurde abgeholzt und als Baumaterial verwendet. Eine Aufforstung fand nie mehr statt.

Die Ausdehnung Rickerts nach Norden kann nur so erklärt werden, daß sich die Duvenstedter nicht am Landraub beteiligten. Die Gründe dürften klar auf der Hand liegen, denn erstens gehörte Rickert zur Gemeinde Duvenstedt und zweitens befand sich zwischen Rickert und Duvenstedt das sumpfige Moor, das wenig begehrt war. Bis zum Abbruch der Campener Kirche im Jahre 1691 gehörte Rickert zur Kirchengemeinde Campen. Nach dem Wiederaufbau der Kirche in Hohn war Rickert Mitglied im Kirchspiel Hohner Harde. Die Toten aus Rickert wurden erst in Campen, dann in Fockbek, Hohn, Neuwerk und ab 1876 in Büdelsdorf beigesetzt. Bis zum Jahre 1874 gehörte Rickert zur Hohner Kirche, dann zu Neuwerk II und ab 1927 zur Kirchengemeinde Büdelsdorf. Die Idee vom eigenen Friedhof ist immer wieder aufgetaucht und doch nie verwirklicht worden. Nur einmal, während der Pest, die 1711 bis 1714 in Deutschland grassierte, durften die Dorftoten nicht außerhalb des Ortes begraben werden. Sie fanden ihre letzte Ruhe östlich vom Ort, auf dem Gelände, auf dem heute das Ehrenmal für die Kriegstoten steht. Der Platz hat heute noch den Namen Karkhoff im Volksmund. Auch die Tatsache, daß bei flüchtigen Grabungen keine Knochenreste gefunden wurden, widerspricht dieser Überlieferung nicht.

Allerdings ist die Überlieferung falsch, daß alle Rickerter Einwohner bis auf 1 Knecht und 1 Magd an der Pest starben. Meine Nachforschungen in alten Kirchenakten und Familienchroniken haben eindeutig ergeben, daß die Familie Drews und die Familie Gosch sich bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückverfolgen lassen. Da ich nur diese beiden Familienstammbäume überprüft habe, möchte ich behaupten, daß auch die anderen, heute noch ansässigen Familien, jedenfalls z. T. die Pest überlebt haben. Alle diesbezüglichen Legenden sind also nichts als Erfindung. Eine erste bekannte Volkszählung aus dem Jahre 1803 weist 83 Einwohner in Rickert aus. Die napoleonischen Kriege verschonten auch Rickert nicht. Man hatte russische und schwedische Einquartierung und mußte für diese Truppen Hand- und Spanndienste leisten. Nach der Schlacht zwischen den Truppen Napoleons und Bernadottes (die Franzosen zogen sich zurück, ohne entscheidend bezwungen worden zu sein) räumten die Truppen den Ort.

1833 gab es in Rickert 1 Schneider und 1 Schuster. Auch die Schule existierte schon und wurde damals von 20 Kindern besucht. Schulgebäude war das heutige Gebäude des Kaufhauses Hammerich.

In den Jahren des Schleswig-Holsteinischen Befreiungskrieges wurde Rickert zuerst von den Dänen besetzt. Diese räumten allerdings beim Herannahen der Reichstruppen den Ort kampflos. Die Reichstruppen nahmen das Dorf ein. Da nicht alle Soldaten Einquartierung fanden, wurden Zelte und Baracken auf den Stücken errichtet. Es ist das Gebiet, auf dem heute die Schule, die Sparkasse und der Besitz Schröder stehen.

Die Niederlage der Schleswig-Holsteiner bei Idstedt brachte eine zusätzliche Einquartierung in Rickert. Diese Truppen waren vor allem Österreicher. Die Offiziere hatten ihr Domizil in der Schule aufgeschlagen. Da diese keine Gardinen vor den Fenstern hatte, nagelte man kurzentschlossen Buchenzweige von außen an, um die Sonnenstrahlen etwas abzuschirmen. Beim heranrücken der Dänen verzogen sich die Reichstruppen südlich der Eider. Um zu verhindern, daß sich die Dänen in Rickert festsetzen konnten, wurde der Ort für die Einäscherung vorbereitet. Vor jedem Haus hing ein Pechkranz. Die Dorfbewohner vergruben ihre Wertsachen auf Demersholt und flüchteten nach Elsdorf und bis zur Hamdorfer Weide. Die zurückbleibenden Wachen brauchten die Pechkränze jedoch nicht anzuzünden. Rickert blieb von der Einäscherung verschont.

Große Brandkatastrophen hat Rickert nie erlebt. Wenn es Brände gab, dann sind immer nur einzelne Gebäude betroffen gewesen.

Meistens war Blitzschlag die Brandursache. Eines der ältesten Gehöfte, der Besitz Sieh (heute Hans Hermann Peters) wurde nach dem Brand nicht mehr als Bauernhof, sondern zu einer Gaststätte und Hökerei mit kleinem Stall erstellt. Die Bevölkerung Rickerts wuchs im 19. Jahrhundert ständig. Am 01.12.1885 gab es in den drei Wohnplätzen Rickerts (Ahrenstedt, Duten und das Dorf Rickert) 35 Wohngebäude mit 45 Haushaltungen. In diesen 45 Haushaltungen lebten 244 Bürger, 120 Frauen und 124 Männer. Von diesen Einwohnern war nur einer Mitglied der katholischen Kirche.

Die Volkszählung vom 02.12.1895 ergab 34 Wohnhäuser mit 40 Haushaltungen. In Ahrenstedt und Dudden (Duten) gab es je 3 Häuser und 16 bzw. 13 Einwohner. Die Gesamtzahl der Rickerter Bevölkerung lautete 232 Einwohner (121 Männer, 111 Frauen).

Nach dem 2. Weltkrieg wohnten fast 600 Menschen in Rickert, ohne daß es nennenswerte Veränderungen in der Anzahl der Wohnhäuser gegeben hatte. Über 50 % kamen als Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten. Während im Jahre 1871 aus Anlaß des Sieges über Frankreich eine Friedenseiche gepflanzt wurde (sie steht heute noch vor der Hofeinfahrt zu Erwin Sievers) und dies in den Akten vermerkt wurde, ist nicht bekannt, wann die Doppeleiche vor der Schmiede gepflanzt wurde.

Im Mai 1878 brannte der alte Krug ab (Ursache: Blitzschlag). Im Januar 1882 pflanzten Hinrich Sievers und Carsten Bielfeldt (aus Borgstedt) 70 Kastanienbäume zu einer Allee in der Dorfstraße an. Diese Allee wurde erst in den 50er Jahren abgeholzt, weil sie dem geplanten Straßenbau mit Oberflächenabwasserleitung hinderlich war. Reste dieser Allee stehen heute noch vor dem Besitz Hans Jürgen Peters und Klaus Joachim Sievers. Jede Familie durfte damals einen Baum selber roden und für sich behalten.

Ganz kurz möchte ich hier erwähnen, daß 1881 im September das neue Schulgebäude bezogen wurde. Näheres erläutere ich unter dem Abschnitt Schule. Das Jahrhundert ging mit einer kleinen Besitzveränderung zu Ende. 1899 übernahm Hans-Hinrich Peters den Lindenkrog mit der angeschlossenen Hökerei. 1894 gehörten 3 Rickerter zu den Mitbegründern der Genossenschaftsmeierei in Büdelsdorf (Jürgen Gosch, Max Harder und Joh. Sieh).



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