Die letzten 100 Jahre Rickert im Zeitraffer

1875
ist der heutige "Lindenkrog" entstanden. Diese Stelle (27) war vorher eine Halbhufe und kam 1869 in den Besitz des Frens Jürgen Sieh. Dieser ist der Begründer der Gastwirtschaft mit "Hökerie" (Laden). Die Gastwirtschaft soll 1878 abgebrannt und wieder aufgebaut worden sein.

1882
pflanzten Hinrich Sievers (113) und Carsten Bielfeldt aus Borgstedt entlang der Dorfstraße 70 Kastanienbäume, die diese Straße im Laufe der Jahre zu einer herrlichen Allee machten.

1894
gründeten die Rickerter und Büdelsdorfer Bauern die Meierei-Genossenschaft Büdelsdorf-Rickert.

1898
begann Carl Friedrich Rickert mit seinem Malereibetrieb bei Rohwer auf der Schanz (69). 1908 baute er sein eigenes Haus (57) mit Werkstatt in der Dorfstraße.

1906
gründete Claus Peters (91) sein Baugeschäft auf der Burg. Mehrere Rickerter Häuser sind von ihm gebaut worden, u. a. die beiden "Villen" (22) und (36).

1910
wurde von Johann Hinrich Schröder die Schmiede in Rickert errichtet.

1912
wurde das erste Wasserwerk in Betrieb genommen. Initiator der Anlage soll Hinrich Kühl (22), "Hinnerk Praktisch", gewesen sein. Der Antrieb erfolgte über ein Windrad. Über diesen "Windmotor" wird in Rickert viel erzählt. Leider ist kein Bild davon aufzutreiben.

1914 - 1918
verloren 15 Rickerter als Soldaten im Ersten Weltkrieg ihr Leben.

1915
eröffnete Frau Catharina Hammerich ihren Laden, zunächst als Stubenladen. 1930 und 1956 erfolgten Um- und Ausbauten des Hauses und des Geschäftes. 1990 wurde der Verkauf eingestellt.

1919
übernahm Frau Hammerich den Handarbeitsunterricht in der Schule. Diese Tätigkeit übte sie bis 1939 aus.

1921
wurde Rickert an die Stromversorgung angeschlossen. Das Dorf bekam eine elektrische Dreschanlage. Im gleichen Jahr wurde die Spar- und Darlehnskasse Rickert gegründet.

1922
wurde das alte Wohnhaus auf der Schanz (69) abgerissen. Damit verschwand das letzte Haus in Rickert, in dem noch über offenem Feuer gekocht wurde.

1923
Höhepunkt der Inflation: 1 Dollar = 4,2 Billionen Papiergeld.

1925
gründete Robert Haak sein Terrazzo-Geschäft bei Sievers (92) auf der Burg. Im gleichen Jahr verlegte er seinen Betrieb in die Kate von Drews (30). 1927 zog er in sein eigenes Haus (16) in der Dorfstraße. Seit 1952 befindet sich der Betrieb in Büdelsdorf.

1925
beschloß der Gemeinderat, für einen toten Sperling 5 Pf, für eine tote Kreuzotter 50 Pf Prämie zu zahlen. Wer kennt heute noch eine Kreuzotter? Damals müssen sie eine Plage gewesen sein. Sie gehören zu den giftigen Vipern. Diese Aktion wurde auch in anderen Dörfern durchgeführt.

1926
werden die ersten Rundfunkgeräte in Rickert bei den Landwirten Hans Sievers (26), Jürgen Näve (76) und bei dem Bauunternehmer Claus Peters (91) in Betrieb genommen.


1929
stellt Büdelsdorf den Antrag zur Eingemeindung Rickert-Kamp. Die Gemeinde Rickert lehnt ab. Robert Haak schafft für seinen Betrieb einen kleinen LKW an. Dieser Ford ist das erste Auto in Rickert.

1932
gründet Wilhelm Karl Schröder (50) sein Baugeschäft.

1933
werden die Feuerlöschteiche am Karkhoff, am Soll und an der Schmiede durch den Freiwilligen Arbeitsdienst ausgebaut. Aus heutiger Sicht eine Art ABM (Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme). Solche Arbeiten wurden später auch nach Rickerter Vorbild in anderen Gemeinden durchgeführt.

1937
unternahm die Gemeinde Büdelsdorf einen weiteren Versuch, die Enklave Kamp einzugemeinden. Man wurde sich aber auch diesmal nicht einig. Robert Haak fährt den ersten Pkw in Rickert, ein Fahrzeug der Firma Hansa.

1939 - 1945
Der Zweite Weltkrieg forderte auch in Rickert seine Opfer. 18 Einheimische kehrten aus dem Krieg nicht wieder zurück. Die Heimatvertriebenen, die 1951 noch in Rickert ansässig waren, hatten 66 Angehörige zu beklagen, die gefallen, verschleppt, auf der Flucht verstorben oder ermordet worden waren.

1940
wurde in der Gastwirtschaft Peters ein Lager für die Kriegsgefangenen eingerichtet. Diese arbeiteten auf den Höfen, mußten die Arbeitskraft der eingezogenen Männer ersetzen.

1943
trafen die ersten Evakuierten aus Hamburg in Rickert ein.

1944
wurden vier sogenannte Behelfsheime geplant. Es wurde aber nur eines gebaut, und zwar das auf dem Grundstück Sievers am Duvenstedter Weg.

1945
begann in den ersten Monaten des Jahres der Zustrom der Flüchtlinge aus dem Osten. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich. Jeder freie Raum wurde belegt, auch der Schulraum. Man mußte sehr zusammen rücken, um alle unterbringen zu können. In den folgenden Jahren wurden zwar viele Familien in andere deutsche Länder umgesiedelt, aber einige blieben auch in Rickert und gründeten sich hier eine neue Existenz. Ein Teil der Kastanienallee, von Drews Eck bis Peters, wurde zwecks Brennholzbeschaffung abgeholzt.

1948
war die "braune Vergangenheit" auch in Rickert bewältigt. Die Entnazifizierung war abgeschlossen. Es ging alles wieder seinen normalen Gang. Die Wasserversorgung wird von Windkraft auf Elektro-Motorkraft umgestellt.

1951
wird das restaurierte Ehrenmal neu eingeweiht.

1953
schafft Erwin Sievers die erste Melkmaschine in Rickert an.

1956
zieht das "Puschenkino" in Rickert ein, das erste Fernsehgerät steht bei Max Oppe. Die Dorfstraße bekommt eine Teerdecke. Gleichzeitig soll in Eigenleistung die Oberflächenabwasserleitung erstellt werden. Die 1882 gepflanzten Kastanienbäume standen dem Ausbau der Straße im Weg. Sie mußten entfernt werden. An der Abholzaktion konnte sich jeder Rickerter beteiligen. Man konnte kostenlos einen Baum erwerben (Brennholz war knapp). Als Gegenleistung mußte man sich verpflichten, den Baum restlos zu entfernen, einen Graben von 8 m zu schaufeln und nach dem Verlegen der Kanalisationsrohre alles wieder eben zu machen. Einige wenige Bäume haben diese Aktion überlebt. Sie stehen noch heute vor den Grundstücken von H. J. Peters (34) und K. J. Sievers (113).

1958
wird ein neuer Brunnen gebaut. Die alte Wasserversorgung reichte nicht mehr aus. In 122 m Tiefe fand man ein ausreichendes Wasserangebot.

1960
beginnt die Bautätigkeit in Rickert. Zunächst entstehen einige Häuser auf dem Kamp.

1962
haben 36 Kraftfahrzeuge und 12 Trecker ihren Standort in Rickert.

1965
entsteht die Siedlung Timrade und Am Ehrenmal.

1966
folgt die Siedlung Roggenhof. Die Gemeinde bemüht sich um eine Busverbindung nach Rendsburg, hat aber keinen Erfolg.

1969
Auflösung der Meierei-Genossenschaft Büdelsdorf-Rickert.

1977
werden die ersten Häuser auf Schröders Wisch gebaut.



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